antirassistische initiative berlin


Berlin-Kreuzberg | Mural/ Wandbild:
Vor 13 Jahren, am 9. September 2000, wurde Enver Şimşek vom NSU ermordet

Zum 13. Jahrestag des Mordes an Enver Şimşek am 9. September 2000 wurde an der Hauswand Oranienstr. 1/Manteuffelstr. 42 ein 3 x 6 Meter großes Mural/ Wandbild angebracht.
Zu sehen ist ein Bild von Enver Şimşek mit dem Textzusatz: "9.9.2000 Ermordet vom NSU. Und immer noch: Staatliche Unterstützung des Nazi-Terrors. Rassismus tötet".
Als "Vorbereitungskreis der Kundgebung vom 6. Mai zum Gedenken an die Ermordeten des NSU" soldarisieren wir uns mit den Opfern des NSU Terrors und fordern die Aufklärung der Morde.

Am 9. September jährt sich der Mordanschlag auf Enver Şimşek zum 13. Mal. Er wurde am 9. September 2000 an seinem Blumenstand an einer Nürnberger Ausfallstraße vom Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) mit mehreren Schüssen lebensgefährlich verletzt und verstarb zwei Tage später. Vermutlich ist dies der Beginn der rassistischen Mordserie durch den NSU.
Wir wollen nach den Morden und dem Bekanntwerden des Terrornetzwerks NSU nicht zum Alltag übergehen. Wir sprechen hier für eine Initiative von antirassistischen und antifaschistischen Gruppen und Einzelpersonen. Zum Auftakt des NSU-Prozesses im Mai wollten wir im Rahmen von Kundgebungen am Kottbusser Tor und vor dem Reichstag die Vereinzelung und das Gefühl von Ohnmacht durchbrechen und die Betroffenen in den Mittelpunkt stellen.

Die Mord- und Anschlagsserie des NSU und das Bekanntwerden im November 2011 hat unsere Wahrnehmung des Rassismus in Deutschland verändert. Wir haben es als Schock empfunden, obwohl über 170 rassistische Morde seit 1990 bekannt waren.
Es war für uns ein doppelter Schock, weil größere Teile der Gesellschaft nicht reagiert haben: Es fanden keine großen Demos statt, es gab kaum eine öffentlich wahrnehmbare Reaktion der linken Szene. Die erste Demo in Reaktion auf das Bekanntwerden der Mordserie im Dezember 2011 in Berlin war enttäuschend klein.

Die offizielle Gedenkfeier, der Untersuchungsausschuss, der Prozess… Das Hauptziel scheint jeweils zu sein: das Thema Rassismus klein halten, Deutschland – mal wieder – rein zu waschen und zu vergessen.
Ein Prozess, der sich nur um Zschäpe dreht. Nicht einmal die anderen Angeklagten werden beim Namen genannt: André Eminger, Ralf Wohlleben, Holger Gerlach und Carsten Schultze. Ein Hinweis nur unter vielen, wie es gelungen ist, einen Zusammenschluss, der sich selbst im Bekennervideo "Netzwerk" nennt, auf 3 Leute einzuengen, obwohl es um ein bundesweites Netzwerk von mindestens 120 Neonazis geht, gut verankert in Blood and Honor und Kameradschaftsstrukturen der Neonaziszene. Ein Netzwerk, dass wahrscheinlich bundesweit an der Vorbereitung und Ausspähung der Anschlagsziele beteiligt war.
Wir hatten keine hohen Erwartungen vom NSU Untersuchungsausschuss. Trotzdem ist es unglaublich: Eineinhalb Jahre Untersuchung haben jede Menge Infos darüber ergeben, wie die Polizei immer wieder – systematisch - nur gegen die migrantischen Opfer ermittelt hat, wie sie systematisch die Spuren in Richtung der Nazi-Täter ignoriert hat. Nach 1 ½ Jahren steht im Abschlussbericht kein Wort über den institutionelle Rassismus. Stattdessen ist wieder die Rede von Fehlern, von Fehlern von Individuen, von der schlechten Zusammenarbeit zwischen den Institutionen. Das macht einfach nur noch wütend!

Vorbereitungskreis der Kundgebung vom 6. Mai zum Gedenken an die Ermordeten des NSU

PS.
Vom 25. März bis Ende April 2014 hing ein Mural/Wandbild an derselben Hauswand, das an Mehmet Kubaşık und Halit Yozgat erinnert. Sie wurden von der Nazi-Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" am 4. bzw. am 6. April 2006 ermordet.

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